Nordkurve

Alltag/Drama, Deutschland 1993

"Samstag ist der Tag." Ganz besonders im Ruhrgebiet. Der Dortmunder Regisseur Adolf Winkelmann zeigt Schicksale rund um ein Bundesligaspiel im Westfalenstadion. Hardcore-Fan Gottschalk schmuggelt Tauben und betrinkt sich im Vereinslokal. Wirt Teddy wird von seiner Frau Uschi mit dem Ersatzspieler Niebisch betrogen. Niebisch soll die Chance zum großen Auftritt erhalten, doch er hält dem Druck nicht stand. Krawallmacher Hubsi demütigt ihn und hinterlässt ein kleines Schlachtfeld. Unterdessen bemüht sich Vereinspräsident Vischering um eine attraktive Journalistin sowie eine Einladung ins "Aktuelle Sportstudio", während der Verein vor der Pleite steht und der schmierige Spielevermittler Beyer an seinem Stuhl sägt. Am Samstag haben die Menschen in der Nordkurve vor allem ihr Vergnügen im Kopf. Es geht um Lust um jeden Preis, um Kampf mit allen Mitteln - Intrige, Betrug, Erpressung. Schließlich findet am Nachmittag das alles entscheidende Spiel statt, und 40.000 wollen dabei sein. Jeder bereitet sich auf seine Art darauf vor. Jeder will den Deal seines Lebens an diesem Tag machen. Mit Sport hat das alles wenig zu tun. Oder doch? "Das alles ist ein Filz aus Liebe, Leidenschaft, Betrug, Erpressung und Korruption, übertüncht mit viel Alkohol und abgestandenem Kneipengestank auf der einen, 'geadelt' mit einem ersehnten Auftritt im 'Aktuellen Sportstudio' auf der anderen Seite. Und der ganze Betrieb 'Fußball' wäre eine schier unerträglich hässliche Sache, wenn er nicht zugleich so komisch wäre und es deshalb auch eine menschlichere Seite der Medaille gäbe. Denn so eindrucksvoll Winkelmann authentische Stimmungen und Klänge - in atemberaubender Tonqualität - als Rahmen für seinen episodischen Reigen einfängt, so liebevoll und kinoverliebt verdichtet er die einzelnen Erzählstränge zu dramatischen Miniaturen voller kinoimmanenter Stimmigkeit. Die bedrohliche Gewalt im Stadion durch einzelne und Gruppen ignoriert er dabei nie; knapp und lakonisch lässt er mit wenigen Schnitten manchen Moment geradezu schockartig eskalieren, etwa wenn zu Beginn ein Türke wegen einer Lappalie von Skins brutal aus dem Fan-Bus geprügelt wird. Aber Winkelmann verweigert sich einer Ursachen-Analyse ebenso wie er die fragwürdige 'Moral' der Vereinsführung allenfalls antippt, aber nicht kritisch analysiert. Vielmehr knüpft er mit viel Sympathie ein dichtes Netz menschlicher Schicksale zu einem Fußball-Blues, in dem Faszination und Verständnisbereitschaft stets zu spüren sind." (Horst Peter Koll, auf: filmdienst.de)
106 Min.
HD
FSK 12
Sprache:
Deutsch

Auszeichnungen

Deutscher Filmpreis 1993 Beste Schauspielerin Renate Krößner
Deutscher Filmpreis 1993 Filmband in Gold Bester Schnitt
Deutscher Filmpreis 1993 Filmband in Gold Beste Regie

Weitere Informationen

Drehbuch:

Michael Klaus

Kamera:

David Slama

Komposition:

Piet Klocke

Sound Design:

Peter R. Adam

Besetzung:

Renate Krößner (Uschi Klamm)

Daniel Berger (Clemens Niebisch)

Christian Tasche (Teddy Klamm)

Walter Kreye (Eberhard Vischering)

Jochen Nickel (Trainer)

Bernd Stegemann (Roland F. Beyer)

Michael Brandner (Hartmut Halbroth)

Wolf-Dietrich Berg (Dennemann)

Katharina Abt (Nicole Hassel)

Piet Klocke (Geier)

Michael Kessler (Karl-Heinz)

Hermann Lause (Heinz Niebisch)

Originaltitel:

Nordkurve

Originalsprache:

Deutsch

Format:

16:9 HD, Farbe

Altersfreigabe:

FSK 12

Sprache:

Deutsch